Das Buch "Der beherzte Flötenspieler"
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Aussehen
Auf dem Umschlag des Buches ist ein heiterer Floetenspieler abgebildet, der gerade vor einem Schloss steht und Floete spielt. In grossen Lettern steht "Der beherzte Floetenspieler" auf dem Buch zu lesen. Etwas kleiner steht auch der Name des Autors darauf: "Ludwig Bechstein"
Informationen
| ⓘKann von einem Seher oder Alchemisten bestimmt werden, wenn keines gesetzt ist, wird Unbekannt angegeben. Nur der Alchemist kann bestimmen, welches Metall auch Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei beinhaltet.Material: | Papier |
| ⓘKann von jedem bestimmt werden, eine genaue Anleitung (auch für Seher) nter Forschen im Inhaltsverzeichnis unter Gewicht. Generell gilt zu beachten, es gibt Gegenstände die stapeln, das Gewicht (damit Volumenverbrauch) bei stapelbaren Gegenständen verhält sich anders, je nach Menge.Gewicht: |
1 (sehr leicht) |
| ⓘKann von jedem bestimmt werden, eine genaue Anleitung unter Forschen im Inhaltsverzeichnis unter Licht.Licht: | 0 (leuchtet nicht) |
| ⓘKann von einem Alchemisten bestimmt werden, allerdings leitet sich die Brennbarkeit oft von dem gesetzten Material ab, z.b. Holz brennt, Textil brennt, Bein brennt nicht.Brennbar: | ja |
| ⓘKann von einem Alchemisten bestimmt werden, allerdings leitet sich die Schwimmbarkeit oft von dem gesetzten Material ab, z.b. Holz schwimmt, Textil schwimmt nicht, Bein schwimmt nicht.Schwimmt: | ja |
Fundort
Zu kaufen bei Nina Buchweis im Buchladen 'Buchweis' auf dem Campusgelände der Universität Stuttgart.
Inhalt
Das Märchen vom beherzten Flötenspieler.
Faksimile
Der beherzte Floetenspieler.
Es war einmal ein lustiger Musikant, der die Floete
meisterhaft spielte; er reiste daher in der Welt
herum, spielte auf seiner Floete in Doerfern und
Staedten und erwarb sich dadurch seinen Unterhalt.
So kam er auch eines Abends auf einen Pachtershof
und uebernachtete da, weil er das naechste Dorf vor
einbrechender Nacht nicht erreichen konnte. Er wurde
von dem Pachter freundlich aufgenommen, musste mit
ihm speisen und nach geendigter Mahlzeit einige
Stuecklein vorspielen. Als dieses der Musikant
getan hatte, schaute er zum Fenster hinaus und gewahrte
in kurzer Entfernung bei dem Scheine des Mondes eine
alte Burg, die teilweise in Truemmern zu liegen schien.
"Was ist das fuer ein altes Schloss?" fragte er den Pachter,
"und wem hat es gehoert?" Der Pachter erzaehlte, dass vor
vielen, vielen Jahren ein Graf da gewohnt haette, der
sehr reich aber auch sehr geizig gewesen waere. Er haette
seine Untertanen sehr geplagt, keinem armen Menschen
ein Almosen gegeben und sei endlich ohne Erben (weil er
aus Geiz sich nicht einmal verheiratet habe) gestorben.
Darauf haetten seine naechsten Anverwandten die Erbschaft
in Besitz nehmen wollen, haetten aber nicht das
geringste Geld gefunden. Man behaupte daher, er muesse
den Schatz vergraben haben und dieser moege heute noch
in dem alten Schloss verborgen liegen. Schon viele
Menschen waeren des Schatzes wegen in die alte Burg
gegangen, aber keiner waere wieder zum Vorschein gekommen.
Daher habe die Obrigkeit den Eintritt in dies alte
Schloss untersagt und alle Menschen im ganzen Lande
ernstlich davor gewarnt. - Der Musikant hatte aufmerksam
zugehoert, und als der Pachter seinen Bericht geendigt
hatte, aeusserte er, dass er grosses Verlangen habe,
auch einmal hineinzugehen, denn er sei beherzt und
kenne keine Furcht. Der Pachter bat ihn aufs
dringendste und endlich schier fussfaellig, doch ja sein
junges Leben zu schonen und nicht in das Schloss zu
gehen. Aber es half kein Bitten und Flehen, der Musikant
war unerschuetterlich.
Zwei Knechte des Pachters mussten ein Paar Laternen
anzuenden und den beherzten Musikanten bis an das alte
Schloss begleiten. Dann schickte er sie mit einer Laterne
wieder zurueck, er aber nahm die zweite in die Hand und
stieg mutig eine hohe Treppe hinan. Als er diese
erstiegen hatte, kam er in einen grossen Saal, um den
ringsherum Tueren waren. Er oeffnet die erste und ging
hinein, setzte sich an einen darin befindlichen
altvaeterischen Tisch, stellte sein Licht darauf und
spielte Floete. Der Pachter aber konnte die ganze Nacht
vor lauter Sorgen nicht schlafen und sah oefters zum
Fenster hinaus. Er freute sich jedesmal unaussprechlich,
wenn er drueben den Gast noch musizieren hoerte. Doch
als seine Wanduhr elf schlug und das Floetenspiel
verstummte erschrak er heftig und glaubte nun nicht
anders, als der Geist oder der Teufel, oder wer sonst
in diesem Schlosse hauste, habe dem schoenen Burschen
nun ganz gewiss den Hals umgedreht. Doch der Musikant
hatte ohne Furcht sein Floetenspiel abgewartet und
gepflegt; als aber sich endlich Hunger bei ihm regte,
weil er nicht viel bei dem Pachter gegessen hatte, so
ging er in dem Zimmer auf und nieder und sah sich um.
Da erblickte er einen Topf voll ungekochter Linsen
stehen, auf einem andern Tische stand ein Gefaess voll
Wasser, eines voll Salz und eine Flasche Wein. Er goss
geschwind Wasser ueber die Linsen, tat Salz daran, machte
Feuer in dem Ofen, weil auch schon Holz dabei lag,
und kochte sich eine Linsensuppe. Waehrend die Linsen
kochten, trank er die Flasche Wein leer, und dann
spielte er wieder Floete. Als die Linsen gekocht waren,
rueckte er sie vom Feuer, schuettete sie in die auf
dem Tische schon bereitstehende Schuessel und ass frisch
darauf los. Jetzt sah er nach seiner Uhr, und es war
um die elfte Stunde. Da ging ploetzlich die Tuer
auf, zwei lange schwarze Maenner traten herein und
trugen eine Totenbahre, auf der ein Sarg stand. Diese
stellten sie, ohne ein Wort zu sagen, vor den Musikanten,
der sich keineswegs im Essen stoeren liess, und gingen
ebenso lautlos, wie sie gekommen waren, wieder zur Tuer
hinaus. Als sie sich nun entfernt hatten, stand der
Musikant hastig auf und oeffnete den Sarg. Ein altes
Maennchen, klein und verhutzelt, mit grauen Haaren und
grauem Barte, lag darinnen; aber der Bursche fuerchtete sich
nicht, nahm es heraus, setzte es an den Ofen, und kaum
schien es gewaermt zu sein, als sich schon Leben in ihm
regte. Er gab ihm hierauf Linsen zu essen und war ganz mit
dem Maennchen beschaeftigt, ja fuetterte es wie eine Mutter
ihr Kind. Da wurde das Maennchen ganz lebhaft und sprach
zu ihm: "Folge mir!" Das Maennchen zog voraus, der
Bursche aber nahm seine Laterne und folgte ihm sonder
Zagen. Es fuehrte ihn nun eine hohe, verfallene Treppe
hinab, und so gelangten endlich beide in ein tiefes,
schauerliches Gewoelbe.
Hier lag ein grosser Haufen Geld. Da gebot das Maennchen
dem Burschen: "Diesen Haufen teile mir in zwei ganz
gleiche Teile, aber dass nichts uebrig bleibt, sonst bringe
ich dich ums Leben!" Der Bursche laechelte bloss, fing
sogleich an zu zaehlen, auf zwei grosse Tische herueber und
hinueber, und brachte so das Geld in kurzer Zeit in zwei
gleiche Teile, doch zuletzt - war noch ein Kreuzer uebrig.
Der Musikant aber besann sich kurz, nahm sein
Taschenmesser heraus, setzte es mit der Schneide auf den
Kreuzer und schlug ihn mit einem dabeiliegenden Hammer
entzwei. Als er nun die eine Haelfte auf diesen, die andere
auf jenen Haufen warf, wurde das Maennchen ganz heiter und
sprach: "Du himmlischer Mann, du hast mich erloest! Schon
hundert Jahre muss ich meinen Schatz bewachen, den ich
aus Geiz zusammengescharrt habe, bis es einem gelingen
wuerde, das Geld in zwei gleiche Teile zu teilen. Noch nie
ist es einem gelungen, und ich habe sie alle erwuergen
muessen. Der eine Haufen Geld ist nun dein, den andern aber
teile unter die Armen. Goettlicher Mensch, du hast mich
erloest!" Darauf verschwand das Maennchen. Der Bursche aber
stieg die Treppe hinan und spielte in seinem Zimmer
lustige Stuecklein auf seiner Floete.
Da freute sich der Pachter, dass er ihn wieder spielen
hoerte, und mit dem fruehesten Morgen eilte er auf das
Schloss (denn am Tage durfte jedermann hinein) und
begruesste den Burschen voller Freude. Dieser erzaehlte ihm
die Geschichte, dann ging er hinunter zu seinem Schatz,
tat, wie ihm das Maennchen befohlen hatte, und verteilte
die Haelfte unter die Armen. Das alte Schloss aber liess er
niederreissen, und bald stand an der vorigen Stelle ein
neues, wo nun der Musikant als reicher Mann wohnte.
ENDE